Fukushima: Radioaktiv belastetes Wasser fließt ins Meer
Von Dr. Alex Rosen, IPPNW-Vorstandsmitglied
Seit Mitte März 2011, also seit mehr als 28 Monaten, strömen große Mengen radioaktiv kontaminiertem Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi ins Meer. Neben den Unmengen an Kühlwasser, welches täglich in die Atomruine gepumpt wird um weitere Kernschmelzen zu verhindern, musste TEPCO nun auch zugeben, dass Grundwasser durch Risse im Betonmantel in die Reaktorkerne eindringt. Mehr als 300 Tonnen radioaktiv kontaminiertes Wasser fließen anschließend jeden Tag aus dem strahlenverseuchten AKW ins Grundwasser zurück und anschließend in den Pazifik.
Rechnet man die Gesamtmenge an radioaktivem Wasser seit Beginn der Atomkatastrophe hoch, kommt man auf mehr als 260.000 Tonnen, bzw. ungefähr 250 Millionen Liter, die bislang allein durch Lecks in den Pazifik gelangt sind – hinzu kommt noch, dass ca. 88% des radioaktiven Niederschlags nach den Explosionen und Bränden in den Reaktoren 1-4 über dem Pazifik niedergingen.
Entsprechend hoch sind auch die Messungen der Radioaktivität in Fischen und Meeresfrüchten, Algen und Sediment, die vor der Küste Fukushimas durchgeführt wurden. Radioaktive Partikel wie Cäsium-137 oder Strontium-90, die beide bereits in hohen Konzentrationen im Grundwasser rund um Fukushima gefunden wurden (wir berichteten vergangenen Monat) setzen sich auf dem Meeresboden rund um das Unglücks-AKW ab und werden bei jedem Unwetter wieder aufgewirbelt, so dass sich auch die erhofften Verdünnungseffekte im großen Pazifischen Ozean nicht einstellen dürften. Diese strahlenden Stoffe stellen auf Grund ihrer Halbwertszeit von ca. 30 Jahren eine ernsthafte Gesundheitsgefahr für viele Generationen dar, auch weil sie sich in Algen und Plankton ansammeln und über Garnelen und Kleinfische die Meeresfauna nach oben klettern und schließlich in Speisefischen und Meeresfrüchten akkumulieren, so dass die Strahlung dann wieder direkt dem Menschen gefährlich werden kann. An eine Wiederaufnahme der einst so ertragreichen Fischereiwirtschaft in der Region ist für viele Jahrzehnte nicht zu denken.
Erst jetzt, nachdem bereits seit über zwei Jahren Radioaktivität täglich ins Meer gelangte, übernimmt die japanische Regierung Verantwortung und kündigt an, mit Steuergelder dem angeschlagenen Atomkonzern TEPCO bei der Sanierung der Atomruine und des verseuchten Umlands unter die Arme zu greifen. So wird erneut vorgeführt, dass die Atomindustrie weder personell, noch technisch oder finanziell in der Lage ist, die Folgen von Unfällen in ihren Kraftwerken wirksam und effektiv zu bekämpfen. Mit Steuergeldern subventioniert, vom Staat gedeckt und letztlich im Katastrophenfall wieder von Steuergeldern unterstützt, entzieht sich die Atomindustrie ihrer Verantwortung. Die japanische Regierung geht davon aus, dass mehr als 40 Jahre benötigt werden, um die Atomkatastrophe von Fukushima in den Griff zu bekommen und rechnet mit mehr als 11 Milliarden US-Dollar an Kosten. (Quelle: Reuters)
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