09.09.2019 Unter dem Motto „Hope Lights Our Way“ soll der Fackellauf von Ende März 2020 an 121 Tage lang durch alle 47 Präfekturen in Japan führen. In jeder Präfektur werden an 2-3 Tagen in einer Art Rundlauf jeweils mehrere Orte angelaufen, um die unterschiedlichen kulturellen und landschaftlichen Besonderheiten zu zeigen. Jeder Tagesabschnitt des Fackellaufes endet mit Feierlichkeiten und Darbietungen an besonderen, bei internationalen Touristen beliebten Sehenswürdigkeiten. Als Endpunkte eines jeden Tages in der Präfektur Fukushima wurden die Städte Minamisoma-City, Aizuwakamatsu-City und Koriyama-City ausgewählt.
Das Nationale Trainings Center, das so genannte J-Village nahe Naraha Town (Präfektur Fukushima) wird vom Organisationskomitee zum Symbol von Fukushimas „Wiederaufbau nach dem Großen Ostjapanischen Erdbeben“ hochstilisiert. Das einst hauptsächlich vom Energieversorger Tokyo Denryoku (Toden/TEPCO) finanzierte größte Sportgelände Japans diente nach dem SuperGAU als Basis für die Arbeiter im nur 20 km entfernt liegenden harvarierten AKW Fukushima Daiichi. Inzwischen wird es wieder als Trainings- und Wettkampfstätte genutzt, auch von Jugendlichen.
Vom J-Village aus soll der Fackellauf am 26. März 2020 starten, um anschließend durch etliche Orte, erst in Richtung Süden in Küstennähe und wieder zurück in Richtung Norden, schließlich westlich durch das Landesinnere der Präfektur zu führen.
Obwohl der Fackellauf ausgerechnet in der Präfektur Fukushima beginnen und Solidarität mit den durch das Erdbeben und dem Tsunami betroffenen Gebieten bekunden soll, wird die atomare Katastrophe und die massive radioaktive Verstrahlung und erst recht die evakuierten, teilweise zurückgekehrten Bewohner, mit keiner Silbe erwähnt. Am ersten Tag führt der Fackellauf durch die besonders betroffenen radioaktiv verstrahlten Gemeinden innerhalb der einstigen 20-Kilometer- Evakuierungszone, also auch durch Hironi, Naraha, Tomioka, Okuma, Namie und Minamisoma. Insgesamt sind für die drei Tage durch die Präfektur Fukushima ca. 300 Läufer*innen vorgesehen.
Derzeit ist die Gemeinde Futaba noch vollständig gesperrt. Das AKW Fukushima Daiichi liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Futaba und Okuma. Für Teile Futabas soll im März 2020 die Evakuierungsanordnung aufgehoben werden. „Wenn die Umwelt in Ordnung gebracht ist, möchten wir den Fackellauf auch dort durchführen“, hieß es. „Sobald wir uns mit der Regierung und der Gemeinde beraten haben, werden wir das entscheiden“, so zitiert OurPlanet-TV das Organisationskomitee.
Nach dem SuperGAU war der Grenzwert für die jährlich zu tolerierende radioaktive Strahlung von 1 auf 20 mSv (Millisievert) – auch für Kinder! – per Gesetz angehoben worden. Infolge dieser umstrittenen 20-Millisievert- Regelung wurden Evakuierungsanordnungen inzwischen weitgehend wieder aufgehoben.
Als eines der Ziele der Großveranstaltung des Fackellaufes wird nach dessen Planung und seiner (so wörtlich genannten) Rekrutierung und deren Bewerbungsbedingungen deutlich, dass sich möglichst viele Freiwillige als Fackelläufer*innen bewerben, die sich mit den Olympischen Spielen – und mit dem „Wiederaufbau“-Slogan - identifizieren. Das Mindestalter (für März 2020) beträgt 12 Jahre. Betont soziale Wertvorstellungen wie gegenseitige Akzeptanz, Unterstützung und Toleranz sollen gefördert werden. Erwünscht sind Bewerber*innen mit einer persönlichen Beziehung zur Region oder der Tagesteilstrecke. In der Gemeinde aktive Personen, die sich beim Wiederaufbau beteiligt oder sich um neue unternehmerische Attraktionen ihres Wohnortes verdient gemacht haben, werden bevorzugt. Unausgesprochen wird von den Organisatoren davon ausgegangen, dass sich in den 47 Präfekturen weit mehr Personen dafür bewerben und es für die Ausgewählten eine Ehre ist, außer der Uniform die anfallenden Kosten selbst zu tragen.
Da für jeden der 121 Tage 80-90 Fackelläufer*innen für eine nur relativ kurze Strecke von 200 m ausgewählt werden - für ganz Japan ca. 10.000 Läufer*innen und eine Gesamtlaufstrecke von 2.000 km – bedeutet dies eine breite Mobilisierung.
Freiwillige und Eltern minderjähriger Kinder müssen ihre Bewerbungen an eine der Presenting Partners Coca Cola Japan Company, Toyota Motor Corporation, Nippon Life Insurance Company, Nippon Telegraph und Telephone NTT Corporation richten. Deshalb heißt es bei den Kritikern: „Der Weg zum olympischen Staffellauf führt über Coca Cola“. Gegen die Gastgeberrolle Japans für die Olympischen und Paralympischen Spiele gab und gibt es im Land viel Widerstand, kritische Äußerungen konkret auch zum Fackellauf.
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